Erweitertes Kurzkatalogisat: Köln, Dombibliothek, Codex 271.
Titel: Makkabäer-Handschrift des Helias Mertz
Entstehungszeit: um 1525
Entstehungsort: Köln
Hauptsprache: Lateinisch
Beschreibstoff - Zusatz: Pergament
Incipit: Ut scripta sanctor(um) patrum, alior(um)q(ue) scriptor(um)...
Explicit: ...et alior(um) apostolor(um), et sa(n)cti Michaelis, et o(m)nium sanctor(um).
Inhaltsangabe (nach:
Glaube und Wissen)
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Vorderes Spiegelblatt: Inhaltsvermerk und Siegelstempel des Kölner Domkapitels.
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Titel: Sammelhandschrift
2r - 145v
(Handschriftencensus 1993, 706ff. )
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2r Eingangszierseite.
,
I(OHANNES DE GRONINGA DEI PA tientia Abbas Monasterii Divi Ludgeri Werthensis); in der Rahmenbordüre Wappen der Reichsabtei Werden.
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3v
Eingangsminiatur: Die sieben Brüder und ihre Mutter vor König Antiochus.
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4r
.
Incipit: C(ONTIGIT AUTEM SE ptem fratres)
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Titel: Abschrift einer Urkunde vom Oktober 1232, in der Erzbischof Heinrich von Müllenark (1225-1238) die Weihe der Klosterkirche SS.Macchabaeorum durch Erzbischof Johannes von Mytilene am 25. September 1228 bestätigt
7r/v
(R. Knipping, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter, Bd.III, Bonn 1913 [Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 21], 761 ); Zierleiste.
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7v Schreibervermerk Hae praemissae tabellae, adhuc, quum hoc volumen scriberetur, incorruptae extabant. Quod qui vidi, et haec scripsi, teste veritate, testor. ANNO SALUT is MDXXV .
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7v Miniatur: Die sieben Makkabäerbrüder unter dem Schutzmantel ihrer Mutter.
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8r - 9r
(1466/69-1536):
U(NIUS DIECULAE OPELLAM) (vgl. P.S.Allen, Opus Epistolarum D. Erasmi Roterdami, Bd.I-XII, Oxford 1906-1958, Ep. 842 ).
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Autor: Magdalius Iacobus Gaudensis
Titel: Brief an Helias Mertz (5. Juni 1517), in dem der Verfasser eine Typologie der Makkabäergeschichte erstellt und damit ihre kirchliche Verehrung rechtfertigt.
9r - 13r
,
M(irarer, Helia charissime).
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13v - 39r
,
, (Stegmüller 102,2 ). M(ACABAEORUM AGO nes): weibliche, modisch gekleidete Halbfigur; endend
; abschließende Miniatur: Marter der Makkabäer und ihrer Mutter, zwei Schilde mit Wappen und Initialen des Helias Mertz.
Explicit: ... aeternum legenda consecravi
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Titel: Chronologisch geordnete Auszüge aus Kirchenlehrertexten über die Makkabäer.
39v - 74r
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39v - 48r
,
: zwei modisch gekleidete Männerköpfe hinter einer Brüstung; endend
: Zierfeld mit Distel.
Incipit: Q(UAM SPECIOSA ET gratia)
Explicit: ... et nunc et semper et in secula seculorum. Amen
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48v - 55v
,
(Buch 2, Kap. 10-12).
: Streublumenfeld.
Incipit: N(EC TE ELEAZARE PRAE ter ... atroci peremptus est morte)
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Autor: Hieronymus
Titel: Auszug aus Brief 7 'Non debet charta dividere'an Chromatius u.a.
56r
,
ders., aus 'De honorandi parentibus' Parentum meritis subiugans.
Incipit: O TECTA FELICIA;
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Titel: Prolog zu den biblischen Makkabäer-Büchern
56v
und Macabaei septem fratres (Stegmüller 550 ).
Incipit: MACABAEORUM LIBRI DUO
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57r - 58r
,
C(ONTIGIT AUTEM... capiens regnum possidebit perpetuum): Streublumenfeld.
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58v - 61r
,
Q(UID VERO IN MACABAE is ... ipsa quoque sequeretur): Zierfeld mit goldgehöhter Ranke.
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61v - 63r
,
(CPL 1657a ) G(RATIAS DILECTISSI mi): goldgefaßte Perlen und Edelsteine; endend
Incipit: De septem fratribus Macabaeis
Explicit: ... corporis unitatem. Auxiliante Domino nostro IESU Christo ... in secula seculorum. Amen.
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63v Zierfeld mit Vogel und Blumen.
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63v - 68v
,
: Erdbeere; endend
: Zierleiste.
Incipit: Q(UOD PER FRATREM)
Explicit: ... causa commendat et vita
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68v - 69r
,
: Blume; endend
: Zierfeld mit Blumen und Erdbeeren.
Incipit: Q(U eris itaque)
Explicit: ... et segregat a veteribus
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69v - 70v
,
: Rosenzweig; endend
: Zierfeld mit Pfau, Vogel und goldgefaßten Edelsteinen.
Incipit: C(ONTIGIT AUTEM SEP tem fratres)
Explicit: ... nisi septem Macabaeorum
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70v - 72r
,
. C(ONTIGIT AUTEM): bärtiger Männerkopf im Profil; endend
: Zierfeld mit goldgefaßten Edelsteinen und Perlen.
Incipit: Super II. Librum Macabaeorum
Explicit: ... fine mundi consummabitur
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72r/v
,
: Perlen; endend
: Streublumenfeld.
Incipit: D(E FESTIVITATE SANCTORUM MACABAEORUM)
Explicit: ... propter significans
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72v - 73r
,
endend
: Zierfeld mit Blumen.
Incipit: I(NTER HAEC PONITUR) ;
Explicit: ... pro legis observatione
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73r - 74r
,
: Erdbeeren; endend
: Zierfeld mit Pfau, goldgefaßten Perlen und Edelsteinen.
Incipit: De Sanctis Macabaeis martyribus. N(ARRAVI et illud nobile)
Explicit: ... tot triumphis inclyta
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74r - 75v
,
(1514 in Köln verfaßt)
: goldene Erdbeeren; endend
: Zierfeld mit Ranken sowie goldgefaßten Perlen und Edelsteinen.
Incipit: S(ED HAEC EO REPE to)
Explicit: ... includitur fulvo auro
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75r - 78r
,
: Goldgefaßte Perlen in Form von Eicheln; endend
.
Incipit: In laudem Divi Solomones hecatostichon. S(INT LICET ORA MIHI CEN tum)
Explicit: ... ductus amore tui
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79r - 119r Titelzierseite.
:
Incipit: Macchabaeorum Martyrum agones
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79v - 81v
.
Incipit: H(AUD FACILE DIXERIM)
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81v - 82v
: zwei Zierfelder, oben gold-rot diagonal gestreift mit Streublumen auf goldenen Streifen und goldgefaßten Edelsteinen und Perlen auf den roten Streifen, unten Streublumen und Vogel.
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83r - 84r
: Engel.
Incipit: G(LORIOSISSIMORUM septem fratrum)
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84r - 118v
: Zierleiste mit goldgehöhter Ranke.
Incipit: Ante salutiferum - peragendum transtulit
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118v - 119r
: Pfau; rotes Zierfeld mit goldgehöhter Ranke.
Incipit: H(Abetis ecce, virgines optimae)
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119r - 121v Zierseite.
,
N(ON TE PRAETERIT) : Rotes Zierfeld mit goldenen Sternen und dem Wappen des Helias Mertz mit Helm und Mond als Helmzier, vom Wappen spiegelsymmetrisch ausgehend Akanthusranken.
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122r - 144v
,
S(EPTEM FRATRUM MACA baeorum - sed mutuiter amate): Zierfeld mit an einem Baum hängenden Wappen- und Monogrammschildern des Helias Mertz.
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Titel: Abschrift der Urkunde des Erzbischofs Philipp von Heinsberg (1167-1191) zugunsten des Klosters SS.Maccabaeorum in Köln (April 1178): dem Kloster wird eine Kapelle auf dem ager Ursulanum übertragen
145r/v
(Knipping, op. cit. II, 1101 ).
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Titel: Abschrift der Urkunde des Erzbischofs Johannes von Mytilene über die Konsekration dieser Klosterkirche (25. September 1228).
145v
Buchschmuck (nach:
Zensus)
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Die Handschrift enthält drei ganzseitige Miniaturen aus dem Leben der Märtyrer:
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Fol. 3v Verhör der Brüder und ihrer Mutter durch König Antiochus
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Fol. 7v die Mutter der Machabäer breitet ihren blauen Mantel über ihre sieben Söhne aus (Motiv der Schutzmantelmadonna);
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Fol. 39r die sieben Brüder mit abgeschlagenen Händen, in der Mitte ihre Mutter, in einem Bottich, unter dem ein Feuer brennt; unten links das Wappen und unten rechts das Initialschild des Auftraggebers Helias Marcaeus. Alle drei Darstellungen eingefaßt von einem breiten Goldrahmen mit Blumen und Früchten.
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Fol. 2r am inneren und äußeren Blattrand breite Goldleisten mit Blumen- und Vogelschmuck, am unteren Blattrand auf rotem Feld blaues Wappen mit goldenem Kreuz, im Schnittpunkt der Kreuzbalken kleines rotes Wappenfeld mit zwei gekreuzten goldenen Bischofsstäben.
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Die ganze Handschrift ist durchgängig mit Zierfeldern geschmückt: Schnittblumen und Früchte auf Goldgrund; Goldranken, Juwelen und Pfauen auf Purpur, zu Beginn eines jeden neuen Textes Goldinitialen auf meist rotem oder blauem Grund, in verschiedener Weise geschmückt (Blatt-Rankenwerk, Juwelen, Blumen, Portraits).
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Auf Fol. 144v rotes Zierfeld mit goldenem Baum, an dem rechts das Initialschild, links das Wappen des Helias Marcaeus hängt.
Überblicksbeschreibung:- Makkabäer-Handschrift des Helias Mertz Mit der Bibliothek des Erzbischofs Ferdinand August Graf von Spiegel (1824-35) kam eine 1525 angefertigte Handschrift aus dem 1803 aufgelösten Kölner Benediktinerinnenkloster zu den Hl. Makkabäern in die Dombibliothek. Sie enthält Texte zum Lobpreis der sieben Makkabäischen Brüder und ihrer Mutter Salomone sowie zu Geschichte und Bedeutung ihrer Gebeine. Diese schon als jüdische Heilige verehrten Märtyrer hatten sich in der Zeit der jüdischen Freiheitskämpfe der Anweisung von König Antiochus IV. Epiphanes (gest. 164 v.Chr.) widersetzt, entgegen dem jüdischen Gesetz Schweinefleisch zu essen. Daraufhin wurden sie verstümmelt und in heißem Öl gesotten. Der Kult dieser seit dem 5. Jahrhundert verehrten christlichen Heiligen kann seit mindestens 1134 am Ort des späteren Makkabäer-Klosters in Köln nachgewiesen werden. Laut Heiligenlegende erhielt Rainald von Dassel (1159-1167) ihre Gebeine im Jahre 1164 zusammen mit denen der Hll. Drei Könige von Kaiser Barbarossa und ließ sie 1169 nach Köln bringen (vgl. von Euw 1963). In der Entstehungszeit der Handschrift waren der ambitionierte Wiederaufbau und die kostbare Neuausstattung des 1462 durch Brand zerstörten Makkabäerklosters nahezu abgeschlossen, wodurch die Makkabäer im Kreis der bedeutenden Kölner Heiligen etabliert werden sollten. Initiator war der 1491 in sein Amt als Rektor und Beichtvater des Klosters eingesetzte, humanistisch gebildete Helias aus Mertz bei Düren (Helias Marcaeus de Luna). Die auf seine Kosten hergestellte Kompilation jener Dokumente, die die Authentizität des Kultes belegten, sollte laut Mertz´ Testament an Feiertagen im kultischen Zentrum der Kirche, auf dem Hochaltar mit dem Makkabäerschrein, präsentiert werden (Hirner 1970; Grams-Thieme 1990, S.101ff.). Indem Mertz in einer Zeit des bereits dominierenden Buchdrucks die Form des handgeschriebenen Pergamentcodex wählte, spielte er bewußt auf den physischen und spirituellen Charakter verehrungswürdiger Bücher an, vor allem auf Evangeliare, die ähnlich im Kirchenraum ausgestellt wurden. Darin unterschied sich Dom Hs.271 grundlegend von den bereits 1507 und 1517 gedruckten deutschsprachigen Versionen der Makkabäerlegende, die auf eine möglichst breite Öffentlichkeit gezielt hatten. Eine verstärkte Popularisierung der Heiligen gelang Mertz offensichtlich spätestens 1514mit deren Darstellung auf den Titelblättern des 1514, 1520 und 1525 bei Wolfgang Hopyl (gest. 1522) in Paris gedruckten 'Missale Coloniense' (vgl. Dom Frühdruck 217, Kat.Nr.98). Zudem existiert von Dom Hs.271 eine Papierabschrift des 16. Jahrhunderts, die heute in Paris aufbewahrt wird (Bibl. Nat., Lat. 10161; vgl. Rautenberg 1996, S.231ff.; dies., in Vorbereitung). Die Makkabäer-Handschrift enthält keine Hinweise auf Schreiber, Illuminator oder Lokalisierung. Eine Entstehung in einem klösterlichen Skriptorium ist aufgrund der Schrift (humanistische Minuskel) eher unwahrscheinlich. Der anonyme Schreiber tritt nur einmal auf Folio 7v in Erscheinung, wo er bezeugt, die für diesen Band verwendeten Dokumente persönlich in unverfälschtem Zustand gesehen und "im Jahr des Heils 1525" abgeschrieben zu haben. Mehrfach sind dagegen das redende Wappen des Helias Mertz (de Luna) mit der Mondsichel und Wappenschilder mit seinen Initialen eingefügt (39v, 119r, 144v). Hinzu kommt das Wappen von dem Werdener Abt Johannes von Groningen, dem Kommissar des Makkabäerklosters (2r). Beide zusammen stifteten auch die Tafeln eines zumeist Bartholomäus Bruyn d.Ä. zugeschriebenen Bilderzyklus für das Makkabäerkloster (Schmid 1994, S.122f., 197ff., Abb.39-45). Die Miniatur mit dem Verhör der sieben Brüder und ihrer Mutter durch König Antiochus eröffnet das 2. Buch der Makkabäer, welches deren Martyrien schildert (3v). Die dem Bildschema der Schutzmantelheiligen folgende Darstellung von Salomone mit ihren Söhnen ist zwischen zwei Texte eingeschaltet (7v). Salomone mit ihren sieben skalpierten und verstümmelten Söhnen im Kessel schließt das 4. Makkabäerbuch ab (39v). Ähnlich textgliedernde Funktion erfüllen Zierfelder und Initialen. Alle drei Miniaturen gehören vermutlich zu den von Mertz motivierten Bildschöpfungen, von denen heute noch Teile des um 1512/15 datierten Bilderzyklus, die Holzschnittfolge der 1517 gedruckten Makkabäerlegende und die weitgehend darauf zurückgreifende Relieffolge des Makkabäerschreins (um 1520-27) zeugen. Das markanteste Bild mit den Makkabäern im Kessel erscheint hier wie im Titelblatt der Hopyl-Missalien in einer unblutigeren Variante, bei der die Brüder die Hände betend gefaltet haben, doch wurden durch eine Übermalung evtl. des 16. Jahrhunderts die Hände in Armstümpfe verändert. Zwei gleichzeitig entstandene Tüchleinbilder zeigen dagegen von vornherein die Märtyrer mit den abgeschlagenen Händen (Köln, Diözesanmuseum, Inv.Nr.M26; Köln, Schnütgenmuseum, Inv.Nr.M 222; vgl. Schulte 1995, S.150ff.). Autor des Textes: Johanna C. Gummlich
